«Plüscheule Leo ist immer dabei»

In der Rubrik «Check-in» beantworten Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Wissenschaft und Sport in jeder Ausgabe zwölf etwas andere Reisefragen. Im aktuellen Globetrotter-Magazin befragen wir die Schweizer Skirennfahrerin Michelle Gisin.

Ausgabe: 139 

 

1. Welche drei Adjektive charakterisieren dich als Reisende am besten?

Ich bin offen, entdeckungsfreudig und interessiert. Mir ist es wichtig, nicht nur die Skilifte und die Rennpisten der besuchten Länder zu sehen. Vor allem die Landschaften und auch die kleinen und grossen Kulturunterschiede beeindrucken mich immer.

2. Was war deine eindrücklichste Begegnung auf Reisen?

Das waren bereits sehr viele. Was ich wohl nie vergessen werde, ist die Begegnung mit einem Volontär der Olympischen Spiele in Pyeongchang. Wir sassen gemeinsam in der Gondel, mit meiner Schwester Dominique und weiteren Helfern. Ich fuhr zu meinem letzten Start dieser Spiele, dem Slalomlauf der Alpinen Kombination. Die Männer sprachen miteinander Russisch und schienen sich nicht gross für uns zu interessieren. Beim Aussteigen stellte sich mir der Volontär vor und sagte, er sei ein grosser Fan. Und er habe ­bereits in Sotschi beim Sieg meiner Schwester am Pistenrand gestanden. Er schenkte mir eine Torflagge des Abfahrtslaufs und wünschte mir viel Glück. Dass ich anschliessend Olympiasiegerin wurde, hat die Bedeutung dieser Begegnung und den Wert dieser Torflagge nochmals gesteigert.

3. Was kann dich auf Reisen aus der Fassung bringen?

Inzwischen nur noch sehr wenig. Ich habe wohl schon fast alles erlebt, was schiefgehen kann. Von Passüberquerungen mit Schneestürmen und quer­stehenden Campervans über fehlende Gepäckstücke, die nie mehr aufgetaucht sind, bis hin zu einer unfreiwilligen (aber sehr interessanten) eineinhalbstündigen Busfahrt durch Pyeongchang.

4. Welche drei Gegenstände finden sich auf jeder Reise in deinem ­Gepäck?

Meine Plüscheule Leo, eine Duftkerze und meine Yogamatte.

5. Was war das beste Essen, das du auf Reisen probiert hast?

Pad Thai und asiatische Currys.

6. Was hat dich das Reisen gelehrt?

Wie klein wir sind – und gleichzeitig, wie viel die Menschheit erreicht hat. Wie viel Zerstörungspotenzial unsere Spezies hat, aber genau im gleichen Mass, wie viele wundervolle und gewaltige Dinge sie schon hervorgebracht hat. Ich habe viel Respekt vor der Natur und im gleichen Moment auch vor den Errungenschaften der Menschheit.

7. Gibt es etwas, auf das du beim Reisen nicht verzichten kannst?

Gutes Essen ist sehr wichtig. Und die Natur. Städtetrips sind nichts für mich.

8. Welche Apps nutzt du auf Reisen?

Viele verschiedene Wetter-Apps und TripAdvisor. Dort analysiere ich oft alle Restaurants im Umfeld und picke mir einen Favoriten heraus. Klappt meistens super.

9. Was ist dein Lieblingstransportmittel? Und warum?

Der Teambus. All die unzähligen Stunden, die ich schon in ihm verbracht habe, bergen wunderschöne Erinnerungen. Egal, ob mit 10, 15, 20 oder  25 Jahren, die Zeit, in der man als Team gemeinsam durch die Welt streift und über alles diskutiert, sinniert oder einfach mal gemeinsam schweigt (in meinem Fall eher selten), ist unbezahlbar.

10. Wohin würdest du reisen, wenn du noch Zeit für genau eine Reise hättest?

Nach Sardinien.

11. Wenn du ein Land wärst, welches wärst du?

Dies ist fast unmöglich zu beantworten. Ich denke, ich wäre wohl ein Mix aus Italien und der Schweiz. Viel Fleiss und doch immer ein wenig zu spät. Dolce vita und doch strukturiert. Alles zu seiner Zeit.

12. Was tust du, wenn dich der Kulturschock trifft?

Ich gehe in die Natur. Sie ist das, was wir alle gemeinsam haben und was uns alle verbindet.