«Meine Nase ist mein Kompass»

In der neuen Rubrik «Check-in» beantworten Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Wissenschaft und Sport in jeder Ausgabe zwölf etwas andere Reisefragen. Im aktuellen Globetrotter-Magazin befragen wir Musiker Dodo.

Ausgabe: 138 

 

1. Welche drei Adjektive charakterisieren dich als Reisenden am besten?

Ich bin abenteuerlustig und darum risikofreudig und optimistisch.

2. Was war deine eindrücklichste Begegnung auf Reisen?

Im vergangenen September wurden mein Co-Produzent und ich auf dem ­Furkapass sechs Tage eingeschneit. Der Pass wurde geschlossen, niemand durfte zu uns hochkommen, und wir konnten nicht vom Berg runter. Wir mussten ­unser Essen und Trinken rationieren. Baden konnten wir nur im ­eiskalten Schneewasser. In der ersten Nacht tobte der Schneesturm so heftig, dass der elfeinhalb Tonnen schwere Container zu wanken begann. Da hatte ich echt Angst, eine Lawine könnte uns samt Container ins Tal reissen.

3. Was kann dich auf Reisen aus der Fassung bringen?

Ich liebe es, wenn ich aus der Fassung gebracht werde. Dann geschieht etwas Unvorhergesehenes. Ein Abenteuer. Für diese Momente habe ich mir einen Spruch zurecht gelegt: «We are not scared, because we know how to make a plan!».

4. Welche drei Gegenstände finden sich auf jeder Reise in deinem ­Gepäck?

Mein Notizbuch, ein Schweizer Sackmesser und viel positive Energie.

5. Was war das beste Essen, das du auf Reisen probiert hast?

Als wir mit unserem «Ministry of Good Vibes» – so heisst unser Musik­studio-Container – auf dem Grimselpass stationiert waren, durften wir jeden Tag in den Genuss der sensationellen Küche des Grimsel Hospiz kommen. Ich kann nur in Superlativen über die Köche reden. Man sieht es meinem glücklichen Gesicht und meinem Bauchumfang an, dass ich diesen Gourmetmenüs erlegen bin.

6. Was hat dich das Reisen gelehrt?

Die Welt mit anderen Augen zu sehen!

7. Gibt es etwas, auf das du beim Reisen nicht verzichten kannst?

Ich verzichte nicht auf meine Morgenmeditation und meine Eisbäder.

8. Welche Apps nutzt du auf Reisen?

Google Maps, PeakFinder, Instagram und Spotify.

9. Was ist dein Lieblingstransportmittel? Und warum?

Das Schiff. Ich lüge! Ich habe eigentlich Angst vor den Weiten der Meere und werde auch sehr schnell seekrank. Da ich aber mit meinem Schiffscontainer musikalisch die Welt erobern möchte, bleibt mir keine andere Wahl, als mich mit dem offenen Ozean anzufreunden.

10. Wohin würdest du reisen, wenn du noch Zeit für genau eine Reise hättest?

Ich glaube, die Frage ist nicht, wohin, sondern mit wem. Eine Reise ist doppelt so schön, wenn man sie teilen darf.

11. Wenn du ein Land wärst, welches wärst du?

Meine Füsse wären die warmen Wellen vor Brasiliens Küste, mein rechtes Bein die Gletscherseen der Schweiz und mein linkes die Bergketten des Himalaya. Meine Hüften wären voller Black Music aus den USA und mein Bauch ein Mix zwischen den Köstlichkeiten Italiens, Thailands und Indiens. Mein Herz trüge die Form des afrikanischen Kontinentes, und so würde  sich meine Brust von Kapstadt bis Addis Abeba bewegen. Meine Arme würden sich wie die norwegischen Fjorde seewärts strecken, und in den Linien meiner Hände sähe man die Seidenstrasse. Meine Lippen hätten die Form Guatemalas und meine Ohren die Jamaikas. Ich würde schönstes Französisch reden, und mein Kopf wäre ein heiliger Ort wie Jerusalem, Mekka oder Varanasi. Einzig meine Nase bliebe meine Nase. Denn die Nase ist mein Kompass – da wo es gut riecht, da will ich sein. So würdest du mir in die Augen schauen und einen fantastischen blauen Planeten sehen, der dich in seiner vollen Pracht umarmt.

12. Was tust du, wenn dich der Kulturschock trifft?

Tief atmen und mich freuen, dass ich die Welt mit anderen Augen sehen darf.

Dodo (44)

ist einer, den man ohne schlechtes Gewissen als Tausendsassa bezeichnen darf. 1999 wurde er als Teilnehmer der Realityshow «Expedition Robinson» auf TV3 bekannt. Später startete der Zürcher als Musiker und Produzent durch: Sein grösster Hit «Hippie-Bus» von 2015 hielt sich 33 Wochen in den Schweizer Charts. Als Produzent von Schweizer Musikgrössen wie Lo & Leduc, Steff la Cheffe oder James Gruntz war er für etliche Hits mitverantwortlich. Ende Februar 2021 ist Dodos sechstes Soloalbum «Pass» erschienen. Die Songs produzierte er in einem zum Musikstudio umfunktionierten Schiffscontainer, mit dem er Schweizer Pässe bereiste. Dodo kam als Sohn von Schweizer Eltern in Kenia zur Welt und verbrachte seine ersten Lebensjahre in Abidjan an der Elfenbeinküste.

dodomusic.ch

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