Sehnsucht nach Lake Nakuru
35 Grad Celsius. Flirrende Hitze. Es ist siebzehn Uhr. Meine achtjährige Tochter Naïma und ich sitzen vor der Giraffen-Lodge. Ihr kleiner Bruder Élouan schläft selig im Tragetuch. Direkt vor uns spazieren Giraffen über den sandigen Grund. Bewegen sie sich rascher, wirbelt Staub auf.
Rückblende: Im Lake-Nakuru-Nationalpark in Kenia erlebe ich vor über 20 Jahren Giraffen in freier Wildbahn. Sofort bin ich hin und weg. Majestätisch bewegen sich die Tiere durch die Savanne, fressen sich an den Blättern der Akazienbäume satt, stets mit gespitzten Ohren und ihrem fast 360-Grad-Rundumblick, falls sich ein Löwe, ein Leopard oder gar ein Gepard nähern würde.
Trotzdem strahlen sie eine grosse Gelassenheit aus, nur selten sehe ich eine Giraffe rennen, geschweige denn auf der Flucht. Vielmehr kann ich beobachten, wie jüngere Tiere miteinander spielen und galoppieren. Savanne und See – der Lebensraum der sanften Riesen. Ich verspüre ein grosses Gefühl von Freiheit. Die Tiere hoffentlich ebenso.
Heute sind wir aber nicht in Kenia. Wir sind der Einladung von Swiss Family Hotels in den Rapperswiler Kinderzoo gefolgt. Hier bietet sich uns die einmalige Gelegenheit, in der Schweiz Zeit zwischen Giraffen zu verbringen. Wir dürfen in einem perfekt ausgestatteten Tiny Home, das keine Wünsche offenlässt, übernachten. Damals im Lake-Nakuru-Nationalpark waren Zelt und Campingmatten mein Zuhause. Heute dürfen wir auf weichen Matratzen logieren, statt offenem Feuer gibt es eine Kochplatte, auf der wir ein Abendessen zaubern können. Sogar eine Dusche mit Warmwasser und eine Toilette bietet die kleine Lodge.
Heute mussten wir uns den Weg nicht durch die Weiten Afrikas zum See bahnen. Nein, wir wurden bereits nach Ankunft am Bahnhof Rapperswil mit einer WhatsApp-Nachricht von Sara aus der Giraffen-Lodge herzlich empfangen. Im Zoo holte sie uns ab und brachte uns zu unserer Unterkunft.
Hier sind wir also und lassen es uns mit einem Drink aus der Minibar gut gehen. Es bedarf nicht vieler Worte zwischen uns. Naïma und ich sitzen einfach da und beobachten die Tiere. Auch Zebras teilen den Lebensraum der Giraffen. Und Störche nisten in den naheliegenden Bäumen. Ihr Geklapper ist von weither hörbar. So fühlen wir uns tatsächlich wie in Afrika.
Auf einmal kreuzt ein Wärter das Bild. Der Schweiss rinnt ihm in Bächen vom Rücken. Er karrt haufenweise Futter her – Äste mit saftigem Grün und Futterpellets mit genau auf die Giraffen zugeschnittenen Nährstoffen. Er stellt uns die Giraffen mit Namen und ihren jeweiligen Eigenheiten vor: Bobo ist der Älteste. Ihn erkennen wir gut an seinen knöcherigen Strukturen am Kopf. Umtali ist sein vierjähriger Sohn, der ihm langsam aber sicher Konkurrenz macht. Mahulena, die sehr offen auf uns zukommt, ist bereits 18 Jahre alt. Ella ist die sechsjährige Mama von Xolani, der gleich alt ist wie unser noch immer schlummerndes Baby. Die Runde komplett macht Wakanda, auch ein Jungtier, das gerne mit Xolani spielt.
Ab sofort sprechen wir alle Tiere mit Namen an. Als Naïma die erste Giraffe mit einem Ast füttert, leuchten ihre Augen. Die Nähe zu diesen sanften Riesen ist für uns etwas ganz Neues. Meine Tochter muss die Äste gut festhalten, damit die Tiere mit ihrer starken, bis zu einem halben Meter langen Zunge ihr das Essen nicht aus der Hand reissen.
Es ist gut erkennbar, dass die Giraffen an uns Menschen gewohnt sind. Sie wissen genau, dass die Gäste der Lodge sie täglich mit Leckerbissen füttern. Fluch oder Segen? Können wir Menschen wissen, wie sich die Tiere in unseren Zoos fühlen? Auch der Rapperswiler Kinderzoo beteiligt sich am Erhaltungszuchtprogramm für gefährdete Tierarten und trägt so zum Artenschutz der Rothschild-Giraffen bei. Und doch – Bobo, Ella und die anderen hier haben nie in der Savanne gelebt, nie afrikanische Luft geschnuppert. Sie kennen kein anderes Leben.
«Mami, wie schlafen denn eigentlich die Giraffen?», fragt Naïma. Ich weiss es nicht, bin aber zuversichtlich, dass wir morgen früh Antworten auf all unsere Fragen erhalten werden. Nach dem Abendessen auf dem Sitzplatz vor unserem Häuschen und einem Spaziergang am See machen wir es uns im Bett gemütlich. Mit Abkühlung ist heute nicht zu rechnen, so schlafen wir mit offener Tür. Durch das grosse Fenster direkt am Bett sehen wir den Mond – und die Elefanten im Nachbargehege.
Wir sind die einzigen Menschen heute Nacht unter all den Zootieren. Ein spezielles Gefühl. Das Quaken der Frösche wiegt uns in den Schlaf. Irgendwie fühlt sich alles ein bisschen an wie in der afrikanischen Savanne. Wäre da nicht die Strassenlaterne, die uns direkt ins Gesicht leuchtet.
Früh am nächsten Morgen nimmt uns Philipp, der stellvertretende Betriebsleiter, mit in den Giraffenstall. Zehn Tage können Giraffen ohne Wasser auskommen, erzählt er uns. Zwölf Kilo schwer sei ihr Herz, das stark sein muss, um Blut bis hoch in den Kopf der bis zu sechs Meter grossen Tiere zu pumpen. Giraffen müssen immer Sorge tragen zu ihrem Kreislauf. Und schlafen können sie tatsächlich im Stehen. Wegen der Feinde schlafen sie in freier Wildbahn so kaum mehr als zwei Stunden am Stück. Aber hier im Zoo legen sie sich sogar ins Stroh.
Zurück vom Stallbesuch wartet ein Korb mit Leckereien auf uns. Nachdem wir vor unserer Lodge gefrühstückt und die Tiere beim Essen, Raufen und Spielen beobachtet haben, verabschieden wir uns langsam von Bobo, Mahulena, Ella, Xolani, Wakanda und Umtali. Zurück bleiben Erinnerungen an dieses schöne Erlebnis. Und die wieder aufgeflammte Sehnsucht nach Afrika.
Die Swiss Family Hotels vereinen führende Familienhotels in der Schweiz, die höchste Ansprüche an Qualität, Erlebnisvielfalt und altersgerechte Betreuung erfüllen. Die Häuser bieten Programme für Kinder und Teenies, Rückzugsorte für Eltern und alles, was es für entspannte Ferien mit Kindern braucht. Dabei stehen Nachhaltigkeit, Sicherheit und das Wohl der ganzen Familie im Zentrum. Die Giraffen-Lodge im Knies Kinderzoo in Rapperswil war ein ganz besonderes Highlight: Eine Übernachtung direkt neben den Giraffen – mitten im Gehege, hautnah dabei. Dieses exklusive Pop-up-Angebot war jedoch zeitlich begrenzt. In der kommenden Saison 2026 wird es die Lodge in dieser Form nicht mehr geben.
swissfamilyhotels.ch
swissfamilyhotels/giraffenlodge
Von: | Michèle Suter [[email protected]] |
Gesendet: | 7. Juli 2025 18:05 |
An: | Redaktion [[email protected]] |
Betreff: | Giraffen-Lodge |
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